Autoren: Alecke, B., Untiedt, G.
2006

Hrsg.: BBR: Informationen zur Raumentwicklung, Heft 9 , S. 515-523

ISSN: 0303-2493

Bei aller derzeitigen Popularität von sog. Clustern wird in der gegenwärtigen Debatte um deren stärkere Förderung zumeist darauf verzichtet, die inhaltliche Ausgestaltung des hierzu notwendigen Instrumentariums und die genauen Konzentrationsbereiche näher zu spezifizieren. Ziel dieses Beitrags ist daher eine kritische Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzen einer gezielten Förderung von Clustern bei der einzelbetrieblichen Investitionsförderung im Rahmen der „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (kurz GA), dem zentralen Instrument der deutschen Regionalpolitik.
Zunächst entwickeln die Autoren eine Art „Blaupause", wie im Rahmen der GA-Investitionsförderung eine besondere Begünstigung von Clustern durchgeführt werden könnte. Anschließend diskutieren sie die - gedanklich eigentlich vorgelagerte - Frage, ob die vielfach geforderte Konzentration der Fördermittel auf Cluster aus ökonomischer und wirtschaftspolitischer Sicht überhaupt als sinnvoll einzustufen ist. Neben dem Einwand einer mangelnden praktischen Durchführbarkeit werden die Grenzen der Cluster-Förderung aus einer empirischen und theoretischen Perspektive erörtert: Auf der Basis der vorliegenden regionalökonomischen Studien ziehen die Autoren den Schluss, dass das Cluster-Konzept wahrscheinlich von geringerer empirischer Relevanz ist als vielfach angenommen. Auch aus der Perspektive der Theorie der Wirtschaftspolitik betrachtet halten sie die GA-Investitionsförderung zur Unterstützung von Clustern für ungeeignet und stattdessen eine Förderstrategie für erfolg versprechender, bei der nicht das statistische Phänomen einer Konzentration von Wirtschaftsaktivitäten, sondern ihr Inhalt das zentrale Förderkriterium darstellt. Denn aus dieser Sicht ist die Unterscheidung der Ursachen für räumliche Konzentrationsprozesse zentral: Wenn nicht externe Effekte, sondern Marktprozesse für die Entstehung und Entwicklung von Clustern maßgeblich sind, lässt sich ein staatliches Eingreifen ordnungspolitisch kaum legitimieren. Für die praktische Ausgestaltung einer „Cluster-Förderung" sehen die Autoren die Regionalpolitik daher besser beraten, direkt auf jene Wirtschaftsaktivitäten abzustellen, bei denen begründet von technologischen Externalitäten ausgegangen werden kann, wie z. B. die Förderung von FuE-Aktivitäten bei Unternehmen. Da FuE-Fördermittel ohnehin in Regionen fließen, wo relativ viele Unternehmen, Hochschulen, außeruniversitäre und wirtschaftsnahe Forschungsinstitutionen ansässig sind, stellt sich die regionale oder sektorale Konzentration dieser Mittel im Sinne eines „Cluster"-Ansatzes automatisch ein. Für die Infrastrukturförderung halten sie eine Konzentration der Fördermittel entlang von regionalen Bedarfslagen für selbstverständlich. Auch der Ausbau der Forschungs- und Bildungsinfrastruktur dürfte zwangsläufig Agglomerationsräumen zugute kommen. Mit Blick auf das Konzept der „zentralen Orte" erscheint ihnen aber der Ruf nach einer verstärkten Cluster-Förderung überflüssig, weil hierunter Maßnahmen fallen, die bereits seit langem - nur unter anderem Titel - praktiziert werden (sollten).